Richter - Kapitel 19
1 Zu der Zeit war kein König in Israel. Und ein levitischer Mann war als Fremder weit hinten im Gebirge Ephraim und hatte sich eine Nebenfrau genommen aus Bethlehem in Juda. (Richter 17.6)2 Und als seine Nebenfrau neben ihm gehurt hatte, lief sie von ihm fort zum Haus ihres Vaters nach Bethlehem in Juda und war vier Monate lang dort.
3 Und ihr Mann machte sich auf und zog ihr nach, um freundlich mit ihr zu reden und sie wieder zu sich zu holen; und er hatte einen Diener und ein Paar Esel bei sich. Und sie führte ihn in das Haus ihres Vaters. Als ihn aber der Vater der jungen Frau sah, wurde er froh und empfing ihn.
4 Und sein Schwiegervater, der Vater der jungen Frau, hielt ihn fest, dass er drei Tage bei ihm blieb; sie aßen und tranken und blieben über Nacht dort.
5 Am vierten Tag erhoben sie sich früh am Morgen, und er machte sich auf und wollte fortziehen. Da sprach der Vater der jungen Frau zu seinem Schwiegersohn: "Stärke dein Herz zuvor mit einem Bissen Brot, danach könnt ihr ziehen."
6 Und sie setzten sich und aßen beide miteinander und tranken. Da sprach der Vater der jungen Frau zu dem Mann: "Entschließ dich doch und bleibe über Nacht und lass dein Herz guter Dinge sein."
7 Als aber der Mann aufstand und ziehen wollte, nötigte ihn sein Schwiegervater, dass er noch einmal über Nacht dablieb.
8 Am Morgen des fünften Tages machte er sich früh auf und wollte ziehen. Da sprach der Vater der jungen Frau: "Stärke doch dein Herz und lass uns warten, bis sich der Tag neigt." Und so aßen die beiden miteinander.
9 Und der Mann machte sich auf und wollte fortziehen mit seiner Nebenfrau und seinem Diener. Aber sein Schwiegervater, der Vater der jungen Frau, sprach zu ihm: "Siehe, der Tag hat sich geneigt, und es will Abend werden; bleib doch über Nacht. Siehe, der Tag neigt sich zu Ende; bleib über Nacht hier und lass dein Herz guter Dinge sein. Morgen steht ihr früh auf und zieht eures Weges zu deinem Zelt."
10 Aber der Mann wollte nicht über Nacht bleiben, sondern machte sich auf und zog hin und kam bis vor Jebus, das ist Jerusalem, und er hatte ein Paar gesattelte Esel und seine Nebenfrau bei sich. (Richter 1.21) (1. Chronik 11.4)
11 Als sie nun nahe bei Jebus waren, war der Tag schon fast zu Ende gegangen. Und der Diener sprach zu seinem HERRN: "Komm doch und lass uns in diese Stadt der Jebusiter einkehren und über Nacht darin bleiben."
12 Aber sein Herr sprach zu ihm: "Wir wollen nicht in die Stadt der Fremden einkehren, die nicht von den Israeliten sind, sondern wollen nach Gibea hinübergehen."
13 Und er sprach zu seinem Diener: "Geh weiter, dass wir an einem der Orte kommen und über Nacht in Gibea oder in Rama bleiben."
14 Und sie zogen weiter und gingen dahin, und die Sonne ging ihnen unter nahe bei Gibea, das in Benjamin liegt.
15 Und sie bogen dort ab, um nach Gibea zu kommen und dort über Nacht zu bleiben. Als er aber hineinkam, setzt er sich auf dem Platz der Stadt; denn es war niemand, der sie die Nacht im Haus beherbergen wollte.
16 Und siehe, da kam ein alter Mann von seiner Arbeit vom Feld am Abend, und er war auch vom Gebirge Ephraim und ein Fremder in Gibea; aber die Leute des Ortes waren Benjaminiter.
17 Und als er seine Augen aufhob, sah er den Wanderer auf dem Platz der Stadt, und der ältere Mann sprach zu ihm: "Wo willst du ihn? Und wo kommst du her?"
18 Er aber antwortete ihm: "Wir reisen von Bethlehem in Juda, nach hinten ins Gebirge Ephraim, wo ich her bin. Und ich bin nach Bethlehem in Juda gezogen und ziehe jetzt zum Haus des HERRN, und niemand will mich beherbergen.
19 Wir haben Stroh und Futter für unsere Esel und Brot und Wein für mich und deine Magd und den Knecht, der mit deinem Diener ist, dass uns nichts fehlt."
20 Der alte Mann sprach: "Friede sei mit dir! Alles, was dir mangelt, findest du bei mir; bleibe nur nicht über Nacht auf dem Platz."
21 Und er führte ihn in sein Haus und gab den Eseln Futter, und sie wuschen ihre Füße und aßen und tranken.
22 Und als ihr Herz nun guter Dinge war, siehe, da umringten die Leute der Stadt, ruchlose Männer, das Haus und pochten an die Tür und sprachen zu dem alten Mann, dem Hausherrn: "Bringe den Mann heraus, der in dein Haus gekommen ist, dass wir ihn erkennen." (1. Mose 19.4-5)
23 Aber der Mann, der Hausherr, ging zu ihnen heraus und sprach zu ihnen: "Nicht, meine Brüder, tut doch nicht so übel! Nachdem dieser Mann in mein Haus gekommen ist, tut nicht solch eine Schandtat! (1. Mose 19.7)
24 Siehe, ich habe eine Tochter, noch eine Jungfrau, und seine Nebenfrau, die will ich euch herausbringen. Die mögt ihr schänden und mit ihnen tun, was euch gefällt, aber an diesen Mann tut nicht eine solche Schandtat!"
25 Aber die Leute wollten nicht auf ihn hören. Da fasste der Mann seine Nebenfrau und brachte sie zu ihnen hinaus. Die misshandelten sie und trieben ihren Mutwillen an ihr die ganze Nacht bis an den Morgen. Und als die Morgenröte anbrach, ließen sie sie gehen.
26 Da kam die Frau, als der Morgen anbrach, und fiel nieder vor der Tür am Haus des Mannes, in dem ihr Herr war, und lag da, bis es hell wurde.
27 Als nun ihr Herr am Morgen aufstand und die Tür des Hauses auftat und herausging, um seines Weges zu ziehen, siehe, da lag seine Nebenfrau vor der Tür des Hauses und ihre Hände auf der Schwelle.
28 Er sprach zu ihr: "Steh auf, lass uns ziehen!" Aber sie antwortete nicht. Da nahm er sie auf den Esel, machte sich auf und zog an seinen Ort.
29 Als er heimkam, nahm er ein Messer und fasste seine Nebenfrau und zerstückelte sie Glied für Glied in zwölf Stücke und sandte sie in das ganze Gebiet Israels. (1. Samuel 11.7)
30 Wer das sah, der sprach: "Solches ist nicht geschehen noch gesehen worden, seit der Zeit, da die Israeliten aus dem Land Ägypten gezogen sind, bis auf diesen Tag. Nun denkt darüber nach, gebt Rat und redet!"