Klagelieder - Kapitel 4
1 Wie ist das Gold so verdunkelt und das feine Gold so hässlich geworden, und die Steine des Heiligtums liegen auf allen Straßenecken zerstreut! (Klagelieder 1.6) (Klagelieder 1.10)2 Die edlen Kinder Zions, dem Gold gleich geachtet, wie sind sie nun den irdenen Töpfen gleich, die ein Töpfer macht!
3 Auch Schakale reichen die Brüste ihren Jungen und säugen sie; aber die Tochter meines Volks muss unbarmherzig sein wie die Strauße in der Wüste.
4 Dem Säugling klebt seine Zunge am Gaumen vor Durst; die jungen Kinder fragen nach Brot, und niemand ist da, der es ihnen bricht.
5 Die zuvor leckere Speisen aßen, verschmachten jetzt auf den Straßen; die zuvor auf Purpur lagen, die müssen jetzt im Kot liegen.
6 Die Schuld der Tochter meines Volks ist größer als die Sünde Sodoms, die plötzlich zerstört wurde und keine Hand dabei tätig war. (1. Mose 18.20) (1. Mose 19.24-25)
7 Ihre Fürsten waren reiner als der Schnee und klarer als Milch; ihre Gestalt war rötlicher als Korallen; ihr Aussehen war wie Saphir.
8 Nun aber ist ihre Gestalt so dunkel vor Schwärze, dass man sie auf den Straßen nicht kennt; ihre Haut hängt an den Knochen, und sie sind so dürr wie ein Holzscheit.
9 Den durchs Schwert Erschlagenen ging es besser als denen, die an Hunger starben, die verschmachteten und starben aus Mangel an Früchten des Ackers.
10 Es haben die Hände der barmherzigsten Frauen ihre Kinder selbst kochen müssen, damit sie zu essen hatten im Untergang der Tochter meines Volks. (Klagelieder 2.20)
11 Der HERR hat seinen Grimm vollbracht; er hat seinen grimmigen Zorn ausgeschüttet; er hat in Zion ein Feuer angezündet, das ihre Grundfesten verzehrt hat.
12 Es hätten es die Könige auf Erden nicht geglaubt noch alle Leute in der Welt, dass der Widersacher und Feind zum Tor Jerusalems einziehen könnte.
13 Es ist aber geschehen wegen der Sünden ihrer Propheten und wegen der Schuld ihrer Priester, die darin das Blut der Gerechten vergossen.
14 Sie gingen hin und her auf den Straßen wie die Blinden und waren mit Blut besudelt, sodass man auch ihre Kleider nicht anrühren konnte.
15 Man rief ihnen zu: "Weicht, ihr Unreinen, weicht, weicht, rührt nichts an!" Wenn sie flohen und umherirrten, so sagte man auch unter den Völkern: "Sie sollen nicht länger dableiben."
16 Der Zorn des HERRN hat sie zerstreut; er will sie nicht mehr ansehen. Die Priester ehrte man nicht, und mit den Alten übte man keine Barmherzigkeit. (5. Mose 28.50) (Jesaja 47.6) (Klagelieder 5.12)
17 Noch immer blickten unsere Augen auf nach nichtiger Hilfe, bis sie müde wurden. Von unserem Wachposten warteten wir auf ein Volk, das uns doch nicht helfen konnte.
18 Man jagte uns auf Schritt und Tritt, sodass wir auf unseren Straßen nicht mehr gehen durften. Da kam auch unser Ende; unsere Tage sind aus, unser Ende ist gekommen.
19 Unsere Verfolger waren schneller als die Adler unter dem Himmel; auf den Bergen haben sie uns verfolgt und in der Wüste auf uns gelauert.
20 Der Gesalbte des HERRN, der unser Trost war, ist gefangen worden, als sie uns zerstörten; er, von dem wir dachten: "In seinem Schatten wollen wir leben unter den Nationen." (Jeremia 52.8) (Jeremia 52.11)
21 Ja, freue dich und sei fröhlich, du Tochter Edom, die du wohnst im Land Uz! Denn der Kelch wird auch über dich kommen; du musst auch trunken und entblößt werden. (Psalm 137.7) (Jeremia 25.15) (Jeremia 25.21) (Klagelieder 1.21)
22 Aber deine Schuld hat ein Ende, du Tochter Zion; er wird dich nicht mehr wegführen lassen. Aber deine Schuld, du Tochter Edom, wird er heimsuchen und deine Sünden aufdecken. (Jesaja 40.2)