1Meiner Seele ekelt vor dem Leben; ich will mich meiner Klage überlassen, will reden in der Betrübnis meiner Seele.2Ich spreche zu Gott: Verdamme mich nicht! Tue mir kund, weshalb du mich befehdest.3Dünkt es dich gut, das Werk deiner Hände zu unterdrücken und zu verwerfen, während du über den Rat der Gottlosen dein Licht leuchten lässest?4Hast du Fleischesaugen, oder siehst du, wie ein Sterblicher sieht?(1. Samuel 16.7)5Sind denn deine Tage wie Menschentage, deine Jahre den Jahren eines Mannes gleich,6daß du nach meiner Schuld forschest und nach meiner Sünde fragst,7da du doch weißt, daß ich unschuldig bin und mich niemand aus deiner Hand erretten kann?8Deine Hände haben mich gebildet und gemacht ganz und gar, und du wolltest mich nun vernichten?(Psalm 139.14)9Gedenke doch, daß du mich wie Ton gebildet hast; willst du mich wieder in Staub verwandeln?(1. Mose 2.7)(1. Mose 3.19)(Hiob 33.6)10Hast du mich nicht wie Milch hingegossen und wie Käse mich gerinnen lassen?11Mit Haut und Fleisch hast du mich bekleidet, mit Gebeinen und Sehnen mich durchwoben.12Leben und Gnade hast du mir geschenkt, und deine Obhut bewahrte meinen Geist.13Und doch hegst du solches in deinem Herzen; ich weiß, daß es bei dir so beschlossen ist, daß,14wenn ich sündigte, du darauf achten und mich nicht lossprechen würdest von meiner Missetat!15Habe ich Übles getan, dann wehe mir! Und bin ich im Recht, so darf ich mein schmachbedecktes Haupt doch nicht erheben, sondern muß mich satt sehen an meinem Elend!16Wagt es aber, sich zu erheben, so verfolgst du mich wie ein Löwe und handelst noch unbegreiflicher mit mir;(Jesaja 38.13)17du stellst neue Zeugen wider mich auf, mehrst deinen Zorn gegen mich, bietest stets frische Scharen, ja ein Heer wider mich auf!18Warum hast du mich aus dem Mutterleibe hervorgebracht? Wäre ich doch umgekommen, ohne daß mich ein Auge gesehen hätte!(Hiob 3.3)(Hiob 3.11)(Jeremia 20.14)19So würde ich sein, als wäre ich niemals gewesen, vom Mutterleibe weg ins Grab gelegt.20Ist meine Lebenszeit nicht kurz genug? Er stehe doch ab, lasse ab von mir, daß ich mich ein wenig erhole,21ehe ich dahinfahre auf Nimmerwiederkehren ins Land der Finsternis und des Todesschattens,(Hiob 7.10)22an den dunkeln Ort, wo Finsternis und keine Ordnung herrscht, und wo der Tag nicht heller ist als die Nacht!
1 Der gesamte Rat erhob sich und führte Jesus zu Pilatus.2Dort trugen sie ihre Anklage vor: "Wir haben festgestellt, dass dieser Mann unser Volk verführt. Er hält die Leute davon ab, dem Kaiser Steuern zu zahlen, und behauptet, der Messias, also ein König, zu sein."(Lukas 20.25)(Apostelgeschichte 24.5)3Pilatus fragte Jesus: "Bist du der König der Juden?" - "Ja, es ist so, wie du sagst", erwiderte dieser.4Daraufhin erklärte Pilatus den Hohen Priestern und der Volksmenge: "Ich finde keine Schuld an diesem Mann."5Doch sie bestanden auf ihren Anschuldigungen und erklärten: "Er wiegelt das Volk auf und verbreitet seine Lehre in ganz Judäa. Angefangen hat er damit in Galiläa, und jetzt ist er bis hierher gekommen."6 Als Pilatus das hörte, fragte er, ob der Mann aus Galiläa sei.7Man bestätigte ihm, dass Jesus aus dem Herrschaftsbereich des Herodes Antipas stamme. Da ließ er ihn zu Herodes führen, der sich in diesen Tagen ebenfalls in Jerusalem aufhielt.(Lukas 3.1)8Herodes freute sich sehr, als er Jesus sah, denn er wollte ihn schon lange einmal kennenlernen. Er hatte viel von ihm gehört und hoffte nun, eines seiner Wunder mitzuerleben.(Lukas 9.9)9Er stellte ihm viele Fragen, aber Jesus gab ihm nicht eine Antwort.10Dann standen die Hohen Priester und Gesetzeslehrer auf und klagten ihn scharf an.11Schließlich begannen Herodes und seine Soldaten, Jesus zu verhöhnen. Sie trieben ihren Spott mit ihm und schickten ihn schließlich zu Pilatus zurück, nachdem sie ihm ein Prachtgewand umgehängt hatten.12Pilatus und Herodes Antipas, die bisher verfeindet gewesen waren, wurden an diesem Tag Freunde.13 Pilatus ließ die Hohen Priester, die anderen Ratsmitglieder und das Volk zusammenrufen14und erklärte ihnen: "Ihr habt diesen Mann vor mich gebracht und behauptet, er würde das Volk aufhetzen. Nun, ich habe ihn in eurem Beisein verhört und keine einzige von euren Anklagen bestätigt gefunden.15Auch Herodes hat nichts herausgefunden, sonst hätte er ihn nicht zu uns zurückgeschickt. Ihr seht also: Der Mann hat nichts getan, wofür er den Tod verdient hätte.16Darum werde ich ihn jetzt auspeitschen lassen und dann freigeben."17Da ging ein Aufschrei durch die Menge: "Weg mit ihm! Gib uns Barabbas frei!"18Barabbas war in einen Aufruhr in der Stadt verwickelt gewesen und hatte dabei einen Mord begangen. Deswegen saß er im Gefängnis.19Pilatus wollte Jesus freilassen und redete der Menge zu.20Aber sie schrien noch lauter: "Ans Kreuz mit ihm! Lass ihn kreuzigen!"21Da machte Pilatus noch einen dritten Versuch. "Was hat er denn verbrochen?", fragte er sie. "Ich habe keinen Grund für ein Todesurteil gefunden. Darum werde ich ihn auspeitschen lassen und anschließend freigeben."22Doch sie setzten ihm mit lautem Geschrei zu und forderten mit aller Macht, dass Jesus gekreuzigt würde. Schließlich beugte sich Pilatus der schreienden Menge23und entschied, dass ihre Forderung erfüllt werde.24Den Mann, der wegen Aufruhr und Mord im Gefängnis saß, ließ er auf ihr Verlangen hin frei; Jesus dagegen opferte er ihrem Willen.25 Als sie ihn dann abführten, kam gerade ein gewisser Simon, der aus Zyrene stammte, vom Feld zurück. Den packten sie und luden ihm das Kreuz auf. Er musste es hinter Jesus hertragen.26Eine große Menschenmenge folgte Jesus, darunter viele Frauen, die laut klagten und jammerten.27Jesus drehte sich zu ihnen um und sagte: "Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich! Weint über euch selbst und über eure Kinder!28Denn es kommt die Zeit, da wird man sagen: 'Wie gut sind die Frauen dran, die keine Kinder bekommen konnten, die nie ein Kind geboren und gestillt haben!'(Lukas 21.23)29Dann wird man zu den Bergen sagen: 'Fallt auf uns herab!', und zu den Hügeln: 'Begrabt uns unter euch!'(Hosea 10.8)(Offenbarung 6.16)(Offenbarung 9.6)30Denn wenn dies hier dem lebendigen Baum geschieht, wie wird es dann erst dem verdorrten ergehen?"(1. Petrus 4.17)31Zusammen mit Jesus wurden auch zwei Verbrecher zur Hinrichtung geführt.32Als sie an die Stelle kamen, die "Schädel" genannt wird, kreuzigten sie ihn und die beiden Verbrecher, den einen rechts und den anderen links von ihm.33Jesus sagte: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!" Aber die Soldaten verlosten seine Kleider unter sich.(Psalm 22.19)(Jesaja 53.12)(Apostelgeschichte 3.17)(Apostelgeschichte 7.59)34Das Volk stand da und sah zu. Ihre führenden Männer aber spotteten: "Anderen hat er geholfen, jetzt soll er sich selbst helfen, wenn er wirklich der Auserwählte ist, der von Gott gesandte Messias!"35Auch die Soldaten verspotteten ihn. Sie brachten ihm sauren Wein36und sagten: "Wenn du der König der Juden bist, dann hilf dir selbst!"37Über ihm hatte man eine Tafel angebracht. Darauf stand: "Dies ist der König der Juden."38Einer der beiden Verbrecher höhnte: "Bist du nun der Messias oder nicht? Dann hilf dir selbst und auch uns!"39Doch der andere fuhr ihn an: "Nimmst du Gott immer noch nicht ernst? Du bist doch genauso zum Tod verurteilt wie er,40aber du bist es mit Recht! Wir beide bekommen den Lohn für das, was wir getan haben, aber der da hat nichts Unrechtes getan."41Dann sagte er: "Jesus, denk an mich, wenn du deine Herrschaft antrittst!"(Matthäus 16.28)42Jesus erwiderte ihm: "Ich versichere dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein."(2. Korinther 12.4)(Offenbarung 14.13)43 Gegen zwölf Uhr mittags wurde plötzlich der Himmel über dem ganzen Land dunkel. Das dauerte bis drei Uhr nachmittags.44Die Sonne hatte sich verfinstert. Dann riss der Vorhang im Tempel mitten entzwei und(2. Mose 36.35)45Jesus schrie: "Vater, in deine Hände gebe ich meinen Geist." Mit diesen Worten starb er.(Psalm 31.6)(Apostelgeschichte 7.58)46Als der Hauptmann ihn so sterben sah, gab er Gott die Ehre und sagte: "Dieser Mann war wirklich ein Gerechter!"47Und die vielen Leute, die zu dem Schauspiel der Kreuzigung gekommen waren und alles miterlebt hatten, schlugen sich an die Brust und kehrten voller Reue in die Stadt zurück.48Aber alle, die mit Jesus bekannt gewesen waren, standen weitab, darunter auch die Frauen, die ihm seit der Zeit seines Wirkens in Galiläa gefolgt waren. Sie hatten alles mit angesehen.(Lukas 8.2-3)49 Unter den Mitgliedern des Hohen Rates war ein Mann von edler und gerechter Gesinnung. Er hieß Josef50und stammte aus Arimathäa, einer jüdischen Stadt. Er wartete auf das Kommen des Reiches Gottes und hatte den Beschlüssen und dem Vorgehen der anderen Ratsmitglieder nicht zugestimmt.(Lukas 2.25)(Lukas 2.38)51Dieser Josef ging zu Pilatus und bat um den Leichnam von Jesus.52Dann nahm er den Toten vom Kreuz, wickelte ihn in ein Leinentuch und legte ihn in eine Felsengruft, in der noch niemand bestattet worden war.53Das geschah noch am Rüsttag, unmittelbar vor Beginn des Sabbats.54Die Frauen aus Galiläa waren Josef gefolgt. Sie sahen die Grabhöhle und schauten zu, wie der Leichnam von Jesus hineingelegt wurde.55Nachdem sie in die Stadt zurückgekehrt waren, bereiteten sie wohlriechende Öle und Salben zu. Doch den Sabbat verbrachten sie in Ruhe, wie es das Gesetz vorschreibt.(2. Mose 20.10)