Daniel - Kapitel 5
Belsazars Gastmahl
1 König Belsazer machte ein herrliches Mahl seinen tausend Gewaltigen und soff sich voll mit ihnen. (Daniel 7.1) 2 Und da er trunken war, hieß er die goldenen und silbernen Gefäße herbringen, die sein Vater Nebukadnezar aus dem Tempel zu Jerusalem weggenommen hatte, daß der König mit seinen Gewaltigen, mit seinen Weibern und mit seinen Kebsweibern daraus tränken. (2. Chronik 36.10) (Daniel 1.2) 3 Also wurden hergebracht die goldenen Gefäße, die aus dem Tempel, aus dem Hause Gottes zu Jerusalem, genommen waren; und der König, seine Gewaltigen, seine Weiber und Kebsweiber tranken daraus. 4 Und da sie so soffen, lobten sie die goldenen, silbernen, ehernen, eisernen, hölzernen und steinernen Götter. 5 Eben zu derselben Stunde gingen hervor Finger wie einer Menschenhand, die schrieben, gegenüber dem Leuchter, auf die getünchte Wand in dem königlichen Saal; und der König ward gewahr der Hand, die da schrieb.6 Da entfärbte sich der König, und seine Gedanken erschreckten ihn, daß ihm die Lenden schütterten und die Beine zitterten. 7 Und der König rief überlaut, daß man die Weisen, Chaldäer und Wahrsager hereinbringen sollte. Und er ließ den Weisen zu Babel sagen: Welcher Mensch diese Schrift liest und sagen kann, was sie bedeute, der soll in Purpur gekleidet werden und eine goldene Kette am Halse tragen und der dritte Herr sein in meinem Königreiche. (Daniel 2.2) (Daniel 4.3)
8 Da wurden alle Weisen des Königs hereingebracht; aber sie konnten weder die Schrift lesen noch die Deutung dem König anzeigen. 9 Darüber erschrak der König Belsazer noch härter und verlor ganz seine Farbe; und seinen Gewaltigen ward bange. 10 Da ging die Königin um solcher Sache des Königs und seiner Gewaltigen willen hinein in den Saal und sprach: Der König lebe ewiglich! Laß dich deine Gedanken nicht so erschrecken und entfärbe dich nicht also!
11 Es ist ein Mann in deinem Königreich, der den Geist der heiligen Götter hat. Denn zu deines Vaters Zeit ward bei ihm Erleuchtung gefunden, Klugheit und Weisheit, wie der Götter Weisheit ist; und dein Vater, König Nebukadnezar, setzte ihn über die Sternseher, Weisen, Chaldäer und Wahrsager, (Daniel 4.5) 12 darum daß ein hoher Geist bei ihm gefunden ward, dazu Verstand und Klugheit, Träume zu deuten, dunkle Sprüche zu erraten und verborgene Sachen zu offenbaren: nämlich Daniel, den der König ließ Beltsazar nennen. So rufe man nun Daniel; der wird sagen, was es bedeutet. (Hesekiel 28.3) 13 Da ward Daniel hinein vor den König gebracht. Und der König sprach zu Daniel: Bist du der Daniel, der Gefangenen einer aus Juda, die der König, mein Vater aus Juda hergebracht hat?
14 Ich habe von dir hören sagen, daß du den Geist der Götter hast und Erleuchtung, Verstand und hohe Weisheit bei dir gefunden sei. 15 Nun habe ich vor mich fordern lassen die Klugen und Weisen, daß sie mir diese Schrift lesen und anzeigen sollen, was sie bedeutet: und sie können mir nicht sagen, was solches bedeutet. 16 Von dir aber höre ich, daß du könnest Deutungen geben und das Verborgene offenbaren. Kannst du nun die Schrift lesen und mir anzeigen, was sie bedeutet, so sollst du mit Purpur gekleidet werden und eine golden Kette an deinem Halse tragen und der dritte Herr sein in meinem Königreiche. 17 Da fing Daniel an und redete vor dem König: Behalte deine Gaben selbst und gib dein Geschenk einem andern; ich will dennoch die Schrift dem König lesen und anzeigen, was sie bedeutet.
18 Herr König, Gott der Höchste hat deinem Vater, Nebukadnezar, Königreich, Macht, Ehre und Herrlichkeit gegeben. (Daniel 2.37) (Daniel 4.22) 19 Und vor solcher Macht, die ihm gegeben war, fürchteten sich vor ihm alle Völker, Leute und Zungen. Er tötete wen er wollte; er ließ leben, wen er wollte; er erhöhte, wen er wollte; er demütigt, wen er wollte. 20 Da sich aber sein Herz erhob und er stolz und hochmütig ward, ward er vom königlichen Stuhl gestoßen und verlor seine Ehre (Apostelgeschichte 12.23) 21 und ward verstoßen von den Leuten hinweg, und sein Herz ward gleich den Tieren, und er mußte bei dem Wild laufen und fraß Gras wie Ochsen, und sein Leib lag unterm Tau des Himmels, und er ward naß, bis daß er lernte, daß Gott der Höchste Gewalt hat über der Menschen Königreiche und gibt sie, wem er will. 22 Und du, Belsazer, sein Sohn, hast dein Herz nicht gedemütigt, ob du wohl solches alles weißt, 23 sondern hast dich wider den HERRN des Himmels erhoben, und die Gefäße seines Hauses hat man vor dich bringen müssen, und du, deine Gewaltigen, deine Weiber und deine Kebsweiber habt daraus getrunken, dazu die silbernen, goldenen, ehernen, eisernen, hölzernen und steinernen Götter gelobt, die weder sehen noch hören noch fühlen; den Gott aber, der deinen Odem und alle deine Wege in seiner Hand hat, hast du nicht geehrt. (Psalm 115.4-7) (Daniel 5.2) 24 Darum ist von ihm gesandt diese Hand und diese Schrift, die da verzeichnet steht. 25 Das aber ist die Schrift, allda verzeichnet: Mene, mene, Tekel, U-pharsin.
26 Und sie bedeutet dies: Mene, das ist Gott hat dein Königreich gezählt und vollendet. 27 Tekel, das ist: man hat dich in einer Waage gewogen und zu leicht gefunden. 28 Peres, das ist: dein Königreich ist zerteilt und den Medern und Persern gegeben. 29 Da befahl Belsazer, daß man Daniel mit Purpur kleiden sollte und ihm eine goldene Kette an den Hals geben, und ließ ihm verkündigen, daß er der dritte Herr sei im Königreich. (1. Mose 41.42-43) (Daniel 2.48) 30 Aber in derselben Nacht ward der Chaldäer König Belsazer getötet.
Sirach - Kapitel 38
Ein Lob des Arztes
1 Ehre den Arzt mit gebührender Verehrung, daß du ihn habest zur Not; 2 denn der Herr hat ihn geschaffen, und die Arznei kommt von dem Höchsten, und Könige ehren ihn. 3 Die Kunst des Arztes erhöht ihn und macht ihn groß bei Fürsten und Herren. 4 Der Herr läßt die Arznei aus der Erde wachsen, und ein Vernünftiger verachtet sie nicht.5 Ward doch das bittere Wasser süß durch ein Holz, auf daß man seine Kraft erkennen sollte. (2. Mose 15.25) 6 Und er hat solche Kunst den Menschen gegeben, daß er gepriesen würde in seinen Wunderwerken. 7 Damit heilt er und vertreibt die Schmerzen; und der Apotheker macht Arznei daraus. 8 Gottes Werke kann man nicht alle erzählen, und er gibt alles, was gut ist auf Erden. 9 Mein Kind, wenn du krank bist, so verachte dies nicht, sondern bitte den Herrn, so wird er dich gesund machen.
10 Laß von der Sünde und mache deine Hände unsträflich und reinige dein Herz von aller Missetat. (Sirach 35.5) 11 Opfere süßen Geruch und Semmelmehl zum Gedenkopfer; und gib ein fettes Opfer, als müssest du davon. 12 Danach laß den Arzt zu dir, denn der Herr hat ihn geschaffen; und laß ihn nicht von dir, weil du sein doch bedarfst.
13 Es kommen Zeiten, da dem Kranken auch durch jene muß geholfen werden; 14 denn auch sie werden den Herrn bitten, daß er's ihnen gelingen lasse, auf daß es mit ihm besser werde und er Gesundheit kriege, länger zu leben. 15 Wer vor seinem Schöpfer sündigt, der müsse dem Arzt in die Hände kommen! (Psalm 107.17-18) (Johannes 5.14)
16 Mein Kind, wenn einer stirbt, so beweine ihn, und beklage ihn, als sei die großes Leid geschehen, und verhülle seinen Leib gebührenderweise, und bestatte ihn mit Ehren zum Grabe.
17 Du sollst bitterlich weinen, und herzlich betrübt sein, und Leid tragen, danach er gewesen ist, 18 zum wenigsten einen Tag oder zwei, auf daß man nicht übel von dir reden möge; und tröste dich auch wieder, daß du nicht allzu traurig werdest. (Sirach 22.11) 19 Denn von Trauern kommt der Tod, und des Herzens Traurigkeit schwächt die Kräfte. (Sprüche 17.22) (Sirach 30.25) 20 Mit der Anfechtung bleibt auch die Traurigkeit, und Armut tut dem Herzen weh. 21 Laß die Traurigkeit nicht in dein Herz, sondern schlage sie von dir, und denke ans Ende, und vergiß es nicht.
22 Denn da ist kein Wiederkommen; es hilft ihm nichts; und du tust dir Schaden. 23 Gedenke an ihn; wie er gestorben, so mußt auch du sterben. Gestern war's an mir, heute ist's an dir. 24 Weil der Tote nun in der Ruhe liegt, so höre auch auf, sein zu gedenken, und tröste dich über ihn, weil sein Geist von hinnen geschieden ist. (2. Samuel 12.20)
Vom Handwerk
25 Wer die Schrift lernen soll, der kann keiner andern Arbeit warten; und wen man lehren soll, der muß sonst nichts zu tun haben.26 Wie kann der der Lehre warten, der pflügen muß und gern die Ochsen mit der Geisel treibt, und mit dergleichen Werken umgeht, und weiß nichts, denn von Ochsen zu reden?
27 Er muß denken, wie er ackern soll, und muß spät und früh den Kühen Futter geben. 28 Also auch die Tischler und Zimmerleute, die Tag und Nacht arbeiten, und Bildwerke schnitzen, und Fleiß haben, mancherlei Arbeit zu machen, die müssen denken, daß es recht werde, und früh und spät daran sein, daß sie es vollenden.
29 Also ein Schmied, der muß bei seinem Amboß sein, und seiner Schmiede warten, und wird matt vom Feuer, und arbeitet sich müde über der Esse.
30 Das Hämmern schlägt ihm die Ohren voll, und er sieht darauf, wie er das Werk recht mache, 31 und muß denken, wie er's fertige, und früh und spät daran sein, daß er's fein ausarbeite. 32 Also ein Töpfer, der muß bei seiner Arbeit sein, und die Scheibe mit seinen Füßen umtreiben, und muß immer mit Sorgen sein Werk machen, und hat sein gewisses Tagewerk.
33 Er muß mit seinen Armen aus dem Ton sein Gefäß formieren, und muß sich zu seinen Füßen müde bücken. 34 Er muß denken, wie er's fein glasiere, und früh und spät den Ofen fegen. 35 Diese alle trösten sich ihres Handwerks, und ein jeglicher fleißigt sich, daß er seine Arbeit könne.
36 Man kann sie in der Stadt nicht entbehren. 37 Aber man kann sie nirgend hinschicken; sie können der Ämter auch nicht warten, noch in der Gemeinde regieren. 38 Sie können den Verstand nicht haben, die Schrift zu lehren, noch Recht und Gerechtigkeit zu predigen. 39 Weise Sprüche werden bei ihnen nicht gefunden, sondern sie müssen der zeitlichen Nahrung warten, und denken nicht weiter, denn was sie mit ihrer Arbeit gewinnen mögen.