1Ich bin in meinen Garten gekommen, meine Schwester, meine Braut, habe meine Myrrhe gepflückt samt meinem Balsam, habe meine Wabe gegessen samt meinem Honig, meinen Wein getrunken samt meiner Milch. Esset, Freunde; trinket und berauschet euch, Geliebte!(Hohelied 6.2)2Ich schlief, aber mein Herz wachte. Horch! Mein Geliebter! Er klopft: Tue mir auf, meine Schwester, meine Freundin, meine Taube, meine Vollkommene! Denn mein Haupt ist voll Tau, meine Locken voll Tropfen der Nacht. -(Hohelied 6.9)3Ich habe mein Kleid ausgezogen, wie sollte ich es wieder anziehen? Ich habe meine Füße gewaschen, wie sollte ich sie wieder beschmutzen? -4Mein Geliebter streckte seine Hand durch die Öffnung, und mein Inneres ward seinetwegen erregt.5Ich stand auf, um meinem Geliebten zu öffnen, und meine Hände troffen von Myrrhe und meine Finger von fließender Myrrhe an dem Griffe des Riegels.6Ich öffnete meinem Geliebten; aber mein Geliebter hatte sich umgewandt, war weitergegangen. Ich war außer mir, während er redete. Ich suchte ihn und fand ihn nicht; ich rief ihn und er antwortete mir nicht.(Hohelied 3.1)7Es fanden mich die Wächter, die in der Stadt umhergehen: sie schlugen mich, verwundeten mich; die Wächter der Mauern nahmen mir meinen Schleier weg.8Ich beschwöre euch, Töchter Jerusalems, wenn ihr meinen Geliebten findet, was sollt ihr ihm berichten? Daß ich krank bin vor Liebe. -(Hohelied 2.5)9Was ist dein Geliebter vor einem anderen Geliebten, du Schönste unter den Frauen? Was ist dein Geliebter vor einem anderen Geliebten, daß du uns also beschwörst? -10Mein Geliebter ist weiß und rot, ausgezeichnet vor Zehntausenden.11Sein Haupt ist gediegenes, feines Gold, seine Locken sind herabwallend, schwarz wie der Rabe;12seine Augen wie Tauben an Wasserbächen, badend in Milch, eingefaßte Steine;(Hohelied 4.1)13seine Wangen wie Beete von Würzkraut, Anhöhen von duftenden Pflanzen; seine Lippen Lilien, träufelnd von fließender Myrrhe;(Psalm 45.3)14seine Hände goldene Rollen, mit Topasen besetzt; sein Leib ein Kunstwerk von Elfenbein, bedeckt mit Saphiren;15seine Schenkel Säulen von weißem Marmor, gegründet auf Untersätze von feinem Golde; seine Gestalt wie der Libanon, auserlesen wie die Zedern;16sein Gaumen ist lauter Süßigkeit, und alles an ihm ist lieblich. Das ist mein Geliebter, und das mein Freund, ihr Töchter Jerusalems! -
Fünftes Klagelied: Das Gebet des elenden Volkes um Erbarmen und Wiederherstellung
1Gedenke, HERR, was uns widerfahren ist! Schau her und siehe unsere Schmach!2Unser Erbe ist den Fremden zugefallen, unsere Häuser den Ausländern.3Wir sind Waisen geworden, vaterlos, unsere Mütter zu Witwen.4Unser Wasser trinken wir um Geld, unser Holz kommt uns gegen Bezahlung zu.5Unsere Verfolger sind uns beständig auf dem Hals; werden wir müde, so gönnt man uns keine Ruhe.6Wir haben Ägypten die Hand gereicht und Assur, um genug Brot zu erhalten.7Unsere Väter, die gesündigt haben, sind nicht mehr; wir müssen ihre Schuld tragen.(2. Mose 20.5)(Jeremia 31.29)(Hesekiel 18.2)8Knechte herrschen über uns; niemand befreit uns aus ihrer Hand!9Wir schaffen unsere Nahrung unter Lebensgefahr herbei, weil uns in der Wüste das Schwert bedroht.10Unsere Haut ist schwarz wie ein Ofen, so versengt uns der Hunger.11Frauen wurden in Zion vergewaltigt, Jungfrauen in den Städten Judas.12Fürsten wurden durch ihre Hand gehängt, die Person der Alten hat man nicht geachtet.13Jünglinge müssen Mühlsteine tragen und Knaben straucheln unter Bürden von Holz.14Die Ältesten bleiben weg vom Tor, und die Jünglinge lassen ihr Saitenspiel.15Die Freude unsres Herzens ist dahin, unser Reigen hat sich in Klage verwandelt.16Die Krone ist uns vom Haupte gefallen; wehe uns, daß wir gesündigt haben!(Jeremia 13.18)17Darob ist unser Herz krank geworden, darum sind unsere Augen trübe:18weil der Berg Zion verwüstet ist; Füchse tummeln sich daselbst.19Du aber, o HERR, bleibst ewiglich, dein Thron besteht für und für!20Warum willst du uns für immer vergessen, uns verlassen auf Lebenszeit?(Psalm 13.2)21Bringe uns zu dir zurück, o HERR, so kehren wir um; laß es wieder werden wie vor alters!22Oder hast du uns gänzlich verworfen, bist du allzusehr über uns erzürnt?